
Duftnoten
Die einzelnen Bestandteile eines Parfums verflüchtigen sich unterschiedlich schnell. Der zeitliche Ablauf in der Wahrnehmung eines Parfumduftes wird als Entwicklungsverlauf bezeichnet. Der Verlauf wird in Duftnoten untergliedert, die meist fließend ineinander übergehen. Man unterscheidet zwischen drei Duftnoten: Kopfnote, Herznote und Basisnote. Parfums enthalten meist alle drei Noten. Ausnahmen bilden häufig Eau de Colognes und Splash Colognes. Im einzelnen:
Die Kopfnote (Topnote) Die Herznote (Mittelnote) Die Basisnote (Fond)
Der Duftverlauf als Metapher: Die Geschichte einer Begegnung
Die Kopfnote – Die Begrüßung (Der erste Eindruck)
Die Kopfnote ist wie der Moment des ersten Aufeinandertreffens.
Analogie & Erklärung
Der erste Satz: Es sind die frischen, spritzigen Worte oder das helle Lächeln, das sofort die Aufmerksamkeit fesselt. Es ist der schnelle, helle Auftakt.
Dauer: Sie ist blitzschnell und sehr flüchtig. Sie ist da und schnell wieder weg – so wie der Geruch beim ersten Sprühen.
Gefühl: Sie soll beleben, erfrischen und einen positiven Start garantieren. Sie verspricht, dass da etwas Interessantes kommt.
Duftrichtung: Oft helle Zitrusfrüchte, frische Minze oder spritzige Beeren.
Zweck: Sie lockt Sie in die Geschichte, ist aber nicht der wahre Charakter der Person.
Die Herznote – Das Herz der Unterhaltung (Der Charakter)
Die Herznote ist der Kern der Persönlichkeit, die sich entfaltet, wenn das anfängliche „Hallo“ verblasst ist.
Analogie & Erklärung
Die Seele: Es sind die tieferen Themen des Gesprächs, die den Charakter der Person wirklich zeigen. Hier entfaltet sich die wahre Natur.
Dauer: Sie ist die Hauptphase und bleibt für mehrere Stunden präsent. Sie füllt den Raum und dominiert die Mitte der Zeit.
Gefühl: Sie ist oft warm, blumig oder würzig und sorgt für Harmonie. Sie ist das emotionalste Element der Geschichte.
Duftrichtung: Typischerweise volle Blüten (Rose, Jasmin), milde Gewürze (Zimt) oder aromatische Kräuter.
Zweck: Sie definiert den Duft und verbindet den hellen Anfang mit dem tiefen Ausklang.
Die Basisnote – Die bleibende Erinnerung (Das Fundament)
Die Basisnote ist das lang anhaltende Gefühl, das zurückbleibt, wenn die Begegnung zu Ende ist.
Analogie & Erklärung
Der Anker: Es ist die tiefe, warme Verbundenheit und das Gefühl der Sicherheit, das bleibt. Es ist das Fundament, auf dem die ganze Komposition ruht.
Dauer: Sie ist extrem langlebig und kann noch Tage später an einem Schal oder Kragen haften. Sie verabschiedet sich ganz langsam.
Gefühl: Sie ist erdend, sinnlich und tiefgründig. Sie verschmilzt mit Ihnen und macht den Duft zu Ihrem Duft.
Duftrichtung: Schwere Hölzer (Sandelholz), Harze (Weihrauch), Vanille oder Moschus.
Zweck: Sie hält den Duft zusammen (Fixierung) und sorgt dafür, dass die Begegnung nicht vergessen wird.
Kurze Zusammenfassung
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Kopfnote: Der schnelle, frische Gruß (5–15 Minuten).
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Herznote: Die Hauptperson des Abends (2–4 Stunden).
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Basisnote: Die lang anhaltende Erinnerung und das tiefe Fundament (viele Stunden).
Der Duftverlauf (oder die Entfaltung eines Parfüms) beschreibt, wie sich ein Duft nach dem Auftragen auf der Haut im Laufe der Zeit verändert und entwickelt. Dieser Prozess wird durch die sogenannte Duftpyramide visualisiert, die die unterschiedlichen Verdunstungszeiten (Volatilität) der einzelnen Duftmoleküle darstellt.
Ein klassisches Parfüm ist wie eine Geschichte in drei Akten aufgebaut. Um den wahren Charakter eines Duftes zu verstehen, muss man alle drei Akte erleben.
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Die Kopfnote ist das flüchtige Willkommen und entscheidend für die erste Wahrnehmung.
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Die Herznote ist der zentrale Duftkörper und die Seele des Parfüms.
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Die Basisnote ist der Anker und sorgt für die Langlebigkeit und Tiefe des Duftes.
Zusammenfassung der chemischen Logik
Die gesamte Komposition basiert auf dem Prinzip der gestaffelten Verdampfung:
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Die kleinsten Moleküle (Kopfnote) verdunsten zuerst und sorgen für den schnellen Auftakt.
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Die mittelgroßen Moleküle (Herznote) bilden das Herzstück und den emotionalen Charakter, da sie langsamer verdampfen.
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Die größten Moleküle (Basisnote) verdampfen am langsamsten. Sie halten die leichteren Noten zurück und bilden den lang anhaltenden Ausklang.


Der Duftverlauf in der Praxis (Der Übergang)
Der eigentliche Duftverlauf ist kein hartes Stufenmodell, sondern ein fließender Übergang (ein "Pre-Dry-down").
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Der Beginn: Die Kopfnoten explodieren, sind intensiv und verleiten zum Kauf.
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Die Entfaltung: Die Kopfnoten ziehen sich zurück, während die Herznoten aufblühen. Die Basisnoten wirken von Anfang an im Hintergrund als stille Stütze.
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Der Ausklang (Dry-down): Nach Stunden dominieren die Basisnoten, oft begleitet von den letzten Resten der Herznote. Dieser warme, tiefe Ausklang, der mit der Haut verschmilzt, ist das, was Parfümeure als den "Dry-down" bezeichnen. Ein hochwertiges Parfüm zeichnet sich dadurch aus, dass der Übergang zwischen allen drei Phasen harmonisch und unaufgeregt erfolgt.
Wichtig für den Kauf:
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Die Kopfnote beeinflusst die Kaufentscheidung am stärksten, ist aber am wenigsten repräsentativ für den wahren, langanhaltenden Duft.
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Erst wenn die Herznote sich entfaltet hat, kann man den wahren Duftcharakter beurteilen.
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Die Basisnote ist entscheidend für die Haltbarkeit und die individuelle Note, da sie am stärksten mit der Hautchemie interagiert. Das, was andere nach Stunden noch riechen, ist die Basisnote.


Kopfnote

Kopfnoten – Der erste Eindruck
Die Kopfnote (auch Top Note oder Note de Tête genannt) ist weit mehr als nur der erste Geruch; sie ist das olfaktorische Aushängeschild und erfüllt spezifische chemische sowie psychologische Funktionen.
1. Definition und Rolle
Die Kopfnote ist der erste Eindruck eines Duftes, den man unmittelbar nach dem Auftragen auf die Haut oder dem Zerstäuben in die Luft wahrnimmt.
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Rolle: Sie dient als flüchtige Einleitung ("Opener"). Ihre Hauptaufgabe ist es, die Aufmerksamkeit zu erregen, einen ersten positiven Eindruck zu vermitteln und sanft zur eigentlichen Duftsignatur – der Herznote – überzuleiten.
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Dauer: Sie ist die kürzeste Phase des Duftverlaufs. Sie hält in der Regel nur 5 bis 15 Minuten an.
2. Der Chemische Aspekt: Hohe Flüchtigkeit
Die kurze Dauer der Kopfnote ist direkt auf die chemische Beschaffenheit ihrer Bestandteile zurückzuführen:
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Kleine Moleküle: Die Duftstoffe der Kopfnote bestehen aus den kleinsten und leichtesten Molekülen der gesamten Duftkomposition.
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Hohe Volatilität (Flüchtigkeit): Diese kleinen Moleküle besitzen einen niedrigen Siedepunkt und eine hohe Flüchtigkeit. Das bedeutet, sie gehen schnell vom flüssigen in den gasförmigen Zustand über und verteilen sich sofort in der Luft.
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Schnelles Verfliegen: Die Moleküle verdampfen so schnell, dass die Intensität der Kopfnote sehr rasch abnimmt und Platz für die schwereren Noten macht.
3. Der Funktionale Aspekt: Frische und Energie
Aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften werden in der Kopfnote Düfte verwendet, die spezifische funktionale Rollen erfüllen:

4. Wichtiger Hinweis für Parfüms
Obwohl die Kopfnote schnell verfliegt, ist sie für das Dufterlebnis entscheidend:
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Kaufentscheidung: Die meisten Menschen treffen ihre Kaufentscheidung innerhalb der ersten Minuten – also während der Kopfnote. Dies ist ein wichtiger Grund, warum Parfümhersteller oft eine besonders ansprechende, frische Komposition an den Anfang stellen.
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Vorsicht beim Testen: Experten raten daher, Parfüms nicht sofort zu kaufen, sondern mindestens 15 bis 30 Minuten zu warten, bis sich die Herznote entfaltet hat, da diese den eigentlichen, länger anhaltenden Charakter des Duftes bestimmt.
5. Beispiele für Kopfnoten sind:
Bergamotte, Blutorange, Cananga, Cistrose, Clemetine, Eukalyptus, Gingergras, Grapefruit, Immortelle, Kamille, Krause Minze, Limette, Majoran, Melisse, Minze, Myrte, Palmarosa, Rosenholz, Rosmarin, Sassafras, Spearmint, Wacholder, Wintergrün, Zedernblätter, Zimt, Zypresse.


Herznote

Herznoten – Der emotionale Kern des Duftes
Die Herznote (Middle Note / Note de Cœur) ist die zentrale Signatur eines Duftes. Sie ist der eigentliche Charakter, der nach dem Verfliegen der Kopfnote zum Vorschein kommt und die Komposition über den längsten Zeitraum prägt. Parfümeure bezeichnen sie oft als das "Herzstück" oder den "Körper" des Parfüms.
1. Definition und Rolle
Die Herznote ist die zweite Phase im Duftverlauf. Sie baut die Brücke zwischen der flüchtigen Eröffnung und dem tiefen, bleibenden Fundament.
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Rolle: Sie bestimmt die Duftfamilie (z. B. floral, würzig, orientalisch) und somit die wahre Identität des Parfüms. Sie sorgt für Harmonie und eine volle, runde Duftwahrnehmung.
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Startpunkt: Die Herznote entfaltet sich vollständig, nachdem die Kopfnote (nach etwa 10–20 Minuten) weitgehend abgeklungen ist.
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Dauer: Sie ist die Duftnote, die am längsten aktiv wahrgenommen wird, meist über 2 bis 4 Stunden.
2. Der Chemische Aspekt: Mittlere Flüchtigkeit
Die Herznote besteht aus Molekülen, die in ihrer Größe und ihrem Gewicht zwischen denen der Kopf- und Basisnote liegen.
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Molekülgröße: Mittelgroße Moleküle. Sie sind schwerer als Zitrusöle, aber leichter als Holz- oder Harznoten.
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Volatilität (Flüchtigkeit): Moderat. Diese Moleküle haben einen höheren Siedepunkt als die der Kopfnote, weshalb sie langsamer verdampfen. Dies garantiert, dass der Duftkörper über mehrere Stunden präsent bleibt, ohne sensorische Ermüdung ("olfactory fatigue") hervorzurufen.
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Überbrückungsfunktion: Ihre mittlere Flüchtigkeit ermöglicht es ihr, die scharfen Kanten der Kopfnote zu mildern und gleichzeitig die schwereren Noten der Basis sanft an die Oberfläche zu ziehen und zu begleiten.
3. Der Funktionale Aspekt: Charakter und Emotion
Die verwendeten Inhaltsstoffe in der Herznote erfüllen primäre emotionale und charakterbildende Funktionen:

4. Beispiele für Herznoten sind:
Anis, Bayöl, Bitter Orange, Cajeput, Eisenkraut, Fenchel, Guajakholz, Honig, Immortelle, Iris, Kalmus, Karotte, Latschenkiefer, Lavendel, Lemongras, Macisblüte, Mandarine, Mimose, Moschus, Muskatnuss, Niaouli, Petitgrain, Pfefferminze, Pfeffer, Salbei, Süsse Orange, Teebaum, Vetiver, Ysop, Zedernholz, Zypresse.


Basisnote

Basisnoten – Das Fundament des Duftes
Die Basisnote (Base Note / Note de Fond) ist die Grundlage des Duftes, oft als „Dry-down“ oder „Fond“ bezeichnet. Sie ist der letzte und beständigste Teil des Duftablaufs, der stundenlang, manchmal sogar tagelang, auf der Haut oder Kleidung wahrnehmbar bleibt.
1. Definition und Rolle
Die Basisnote ist die finale Duftphase, die sich erst voll entfaltet, wenn die Herznote langsam verblasst.
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Rolle: Sie dient als Fundament und Anker für die gesamte Komposition. Ihre Hauptaufgabe ist die Fixierung der leichteren Noten, wodurch die Gesamthaltbarkeit und Tiefe des Parfüms gewährleistet wird. Sie ist der Duft, der in Erinnerung bleibt.
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Startpunkt: Die Basisnote beginnt im Hintergrund zu wirken, kurz nachdem der Duft aufgetragen wurde (sie beeinflusst die anderen Noten sofort), tritt aber erst nach etwa 30 bis 60 Minuten dominant in Erscheinung.
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Dauer: Sie ist die langlebigste Phase, die je nach Duftkonzentration und Hauttyp 4 bis über 24 Stunden anhalten kann.
2. Der Chemische Aspekt: Geringe Flüchtigkeit (Fixierung)
Die Langlebigkeit der Basisnote ist auf die chemische Struktur ihrer Bestandteile zurückzuführen:
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Molekülgröße: Große und schwere Moleküle. Sie sind die massereichsten und komplexesten Bestandteile des Parfüms.
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Geringe Volatilität (Flüchtigkeit): Diese Moleküle besitzen einen hohen Siedepunkt. Sie verdampfen sehr langsam und haften dadurch am längsten an der Haut.
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Funktion als Fixativ: Die Basisnoten wirken als Fixateure. Sie verlangsamen die Verdampfungsrate der flüchtigeren Kopf- und Herznoten, was die Gesamtlebensdauer des Duftes signifikant verlängert. Dies ist entscheidend für die Qualität und den Wert eines Parfüms.
3. Der Funktionale Aspekt: Tiefe, Wärme und Sinnlichkeit
Die Duftstoffe der Basisnote sind traditionell die wärmsten, reichhaltigsten und sinnlichsten der Parfümerie:

4. Beispiele für Basisnoten sind:
Asant, Balsamterpentin, Bayöl, Benzoe, Birkenrinde, Damaszener Rose, Elemi, Eichenmoos, Galbanum, Geranium, Ho-Blätter, Ingwer, Jasmin, Mastix Pistazie, Muskatellersalbei, Myrrhe, Neroli, Nelke, Patchouli, Sandelholz, Teebaum, Vanille, Weihrauch, Zedernholz, Ylang Ylang.









