

Geruchsinn
Der Geruchsinn
Der Geruchssinn, auch olfaktorische Wahrnehmung genannt, ist die Fähigkeit, Gerüche zu erkennen und zu unterscheiden. Er ist einer der ältesten Sinne des Menschen und spielt eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung unserer Umwelt, bei der Partnerwahl, bei der Erinnerungsbildung und sogar bei der Regulierung unserer Emotionen.
Gerüche werden durch Duftmoleküle ausgelöst, die von den Riechzellen (olfaktorischen Sinneszellen) im Riechepithel, einem kleinen Bereich im Dach der Nasenhöhle, aufgenommen werden. Diese Zellen haben Rezeptoren, die auf bestimmte Duftstoffe spezialisiert sind. Wenn ein Duftmolekül an den passenden Rezeptor bindet, wird ein Signal ausgelöst, das über den Riechnerv zum Gehirn weitergeleitet wird. Dort werden die Informationen verarbeitet und als Geruch interpretiert.
Bedeutung des Geruchssinns:
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Schutz:
Der Geruchssinn warnt uns vor Gefahren wie verdorbenen Lebensmitteln, Gas oder Feuer.
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Partnerwahl:
Gerüche spielen eine Rolle bei der Partnerwahl, da sie unbewusst Informationen über die genetische Kompatibilität liefern können, so die Max-Planck-Gesellschaft.
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Erinnerungen und Emotionen:
Gerüche können starke Erinnerungen und Emotionen hervorrufen, da die olfaktorischen Informationen direkt mit dem limbischen System im Gehirn verbunden sind, welches für Emotionen und Erinnerungen zuständig ist.
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Geschmack:
Der Geruchssinn ist eng mit dem Geschmackssinn verbunden. Etwa 90% der Geschmackswahrnehmung beim Essen wird durch Gerüche beeinflusst.
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Soziale Interaktion:
Gerüche spielen eine Rolle bei der sozialen Interaktion, da sie unsere Anziehung oder Abneigung gegenüber anderen Menschen beeinflussen können.
Besonderheiten des menschlichen Geruchssinns:
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Der Mensch kann eine Vielzahl von Gerüchen unterscheiden, wobei die Schätzungen zwischen Tausenden und sogar einer Billion liegen, laut einer Studie von 2014.
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Obwohl der Mensch nicht so gut riechen kann wie beispielsweise Hunde, ist der menschliche Geruchssinn nicht so schlecht, wie oft angenommen wird.
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Der Geruchssinn ist bereits im Mutterleib sehr früh angelegt und entwickelt sich schon vor dem Seh- und Hörsinn.
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Der Geruchssinn ist sehr eng mit unseren Emotionen und Erinnerungen verbunden.
Wie der Geruchssinn funktioniert:
Düfte begegnen uns überall und beeinflussen uns unbewusst in unseren Handlungen. Schenken uns Erinnerungen und können diverseste Gefühlsregungen auslösen.

Wenn wir durch die Nase einatmen, gelangen Duftstoffe in die obere Nasenhöhle zur Riechschleimhaut, die sich alle 2-3 Monate erneuert. Diese Schleimhaut ist mit etwa zehn Millionen Riechnervenzellen besetzt.
Jede dieser Zellen hat 6-8 bewegliche Fortsätze, sogenannte Zilien. An deren Enden befinden sich rund 350 verschiedene Rezeptoren. Hier werden die Duftmoleküle nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip aufgenommen.
Anschließend wird ein elektrischer Reiz zum Gehirn weitergeleitet. Dabei gibt es zwei Wege:
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Ein Teil der Information geht an den Riechkolben, der uns bewusst macht, dass wir etwas riechen.
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Der größere Teil gelangt zum Thalamus und zur Hypothalamus-Drüse. Beide sind eng mit der Hypophyse verbunden und beeinflussen unsere emotionalen Stimmungen stark, oft ohne dass wir es bewusst wahrnehmen.

Vergleicht man die Anzahl der Geruchsrezeptoren des Menschen mit den von Katzen oder Hunden, so besitzt der Mensch zwar ca. ein Viertel weniger, dennoch sind wir in der Lage Millionen (nach neusten Studien sogar Billionen) von Gerüchen voneinander zu differenzieren. Manche Stoffe nehmen wir so in milliardenfacher Verdünnung sogar noch wahr. Die menschliche Nase ist so fein, dass sie zum Beispiel Vanillin - das Aroma der Vanilleschote - vom sog. Iso-Vanillin unterscheiden kann. Die beiden Stoffe sind vom chemischen Aufbau fast völlig identisch, nur zwei chemische Gruppen sind vertauscht. Beide riechen vanillig, aber für die menschliche Nase eben eine Nuance verschieden.
Der Geruchsinn ist beim Menschen der am stärkste ausgebildete, chemische Sinn und spielt auch bei der Beurteilung von Nahrung eine wesentliche Rolle. Beim Essen gelangen Duftstoffe aus dem Mundrachenraum über Nervenverbindungen an die Rezeptoren der Nase. Dabei werden wesentlich mehr Informationen über die Zusammensetzung der Speise übermittelt, als vom Geschmackssinn. Dies wird vor allem dann deutlich, wenn bei einem Schnupfen die Nase verstopft ist. Dennoch werden die Wahrnehmungen beim Essen allgemein dem Geschmackssinn zugeordnet.
Bei vielen Tierarten ist der Geruchssinn essentiell um zu Überleben. Für den Menschen wird der Geruchssinn gemeinhin für weniger wichtig gehalten als das Sehen, Hören oder Tasten, doch bedeutet sein Fehlen eine wesentliche Einbuße an Lebensqualität.
Gerüche können wissbegierig machen und werden häufig mit Gefühlen in Verbindung gebracht, es können aber auch Emotionen die Assoziation an spezielle Gerüche hervorgerufen werden. Die zwischenmenschliche Sympathie hat mit dem sprichwörtlichen „sich riechen können“ zu tun. Der Geruchssinn warnt Mensch und Tier außerdem vor stofflichen Gefahren. Die hochgiftige Substanz Schwefelwasserstoff (H2S) zum Beispiel hat eine sehr niedrige Geruchsschwelle. Eine andere Warnsubstanz ist 2-Methylisoborneol, die durch den Geruch auf ihre Anwesenheit in fauligem, ungenießbarem Wasser hinweist und so vor dem Genuss solcher schützt.
Mit der Dauer eines Geruchseindrucks ermüdet nach und nach die Riechschleimhaut. Halten wir uns längere Zeit in einer riechenden Luft auf, so verschwindet schließlich die Geruchswahrnehmung für den beständigen Duft (sogenannte phasische Rezeption), ohne dass dadurch die Fähigkeit für die Wahrnehmung anderer Gerüche abnimmt. Dies ist in der stofflichen Verknüpfung begründet, dass die Geruchsrezeptoren eine Reaktivierungsphase brauchen; die nicht gereizten Rezeptoren mit ihren Nerven stehen weiterhin zur Verfügung. Die Bezeichnung der Gerüche als angenehm oder unangenehm, die rein individuell und willkürlich ist, beruht zum Teil auf Vorstellungen und Erinnerungen, die sich auf das eigene Geruchsempfinden bezieht.
Einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung von Duftstoffen spielt auch der Kalziumgehalt der Nasenschleimhaut. Ein zu hoher Kalziumgehalt blockiert den Riechkanal, bei niedriger Kalziumkonzentration werden Düfte intensiver wahrgenommen.









