

Grasse - Frankreich


Grasse - Welthauptstadt des Parfums
Grasse ist eine frankzösische Stadt in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur und wirkt auf den ersten Blick wie ein verschlafenes, kleines Städtchen. Es lässt sich nur schwer erahnen, welch geschichtsträchtige Stadt es eigentlich ist. Sie gilt als die Welthauptstadt des Parfums und erreichte als Handlungsort des Romans „Das Parfum“ von Patrick Süskind weltweite Bekanntheit.
Im Zentrum der Stadt herrscht stets ein reges Treiben und gut 10% der über 48.000 Einwohner arbeiten in der ansässigen Parfumindustrie. Das nur 20 Kilometer von Cannes entfernt gelegene Städtchen hat sich seinen Ruf als Welthauptstadt der Düfte durch die vielen traditionellen Parfumhäuser verdient. Diese wurden von den zahlreichen Fabriken beliefert, die rund um Grasse entstanden. Für die Parfumherstellung war der Standort Grasse besonders geeignet, da die vorherrschenden klimatischen Bedingungen ideal für den Anbau von einer Vielzahl wohlriechender Blüten wie der Mairose, des Jasmins oder der Orangenblüte sind.
Was man dem munteren Treiben in Grasse nicht ansieht: Die duftende Geschichte der Stadt begann schon in der Renaissance.
Aufstieg zur duftenden Stadt
Bereits im 16. Jahrhundert war die Stadt durch ihre alte Gewerbetradition bekannt: Das Gerberhandwerk. Grasse bot ideale Bedingungen für dieses Handwerk, denn für die Verarbeitung von Tierhäuten zu Lederwaren benötigte man viel Wasser. Da aber die hergestellten gegerbten Handschuhe einen stechenden Eigengeruch aufwiesen, versuchte man diesen zu überdecken und sie wurden einparfumiert.
Zu Beginn parfumierten die Gerber ihre Ware selbst, doch da die Nachfrage immer größer wurde, wurde aus dem Nebengewerbe eine eigenständige Profession. Das freute vor allem den Hof in Versailles, der den eigenen Gestank nur zu gerne von Kopf bis Fuß mit allerlei duftenden Pudern, Salben und Wässerchen überdeckte.
Neben endlosen Lavendel-, Rosen- und Jasminfeldern gab es auch Tuberosen, Mimosen, Nelken, Veilchen und viele weitere Blüten und Kräuter. Gleich vor den Toren der Stadt wurden die Rohstoffe angebaut und bescherten Grasse den Titel der duftenden Stadt.
Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts strömten Menschen aus ganz Europa nach Grasse, um das Parfumeur- Handwerk auszuüben und um die günstige Lage der Stadt auszunutzen.
Vorsprung durch Technik
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts spezialisierten sich die
Grasser Parfumeure auf die Extraktion von
Blütenessenzen. Die Entwicklung und Perfektionierung
der Enfleurage-Technik, die bis ins 19. Jahrhundert
andauerte, trug dabei wesentlich zum Ruhm der Stadt
bei.
Das Stadtwappen von Grasse
Die Enfleurage à froid, wie diese Technik in
Fachkreisen genannt wird, eignet sich besonders für
empfindliche Blüten, wie die der Tuberose. Die Blüten
werden dabei auf mit frischem Fett bestrichene
Glasplatten gestreut. In einem Zeitraum von ca. 3
Monaten kommen täglich neue Blüten hinzu, bis das
Fett mit den Ölen der Blüten gesättigt ist. Als Fett
wurde überwiegend Schweine- oder Rinderschmalz
verwendet, dass für dieses Verfahren besonders rein
und geruchlos sein musste. Anschließend wurde die kostbare Essenz mit Alkohol vom Fett getrennt. Das gesättigte Fett wurde auch direkt als duftende Pomade verkauft, welche als pflegende Creme Verwendung fand.
Diese Extraktionstechnik gilt bis heute nicht nur als die sanfteste Methode, sondern sie bringt auch die besten Ergebnisse in Hinsicht auf Qualität und Reinheit der entstehenden Blütenessenzen. Da die Enfleurage-Technik für heutige Verhältnisse aber extrem aufwendig ist und die damit gewonnenen Extrakte nahezu unbezahlbar sein würden, findet sie heute kaum noch Anwendung.
Ein Bad in Parfum
Durch die einmaligen Entwicklungen wurde Grasse zu einer wohlhabenden und berühmten Stadt, woran auch der Pariser Hofstaat maßgeblich beteiligt war, denn die duftenden Produkte wurden von den Hofstaaten maßlos und verschwenderisch verwendet. Allen voran der Hof von König Ludwig des XIV., der von da an nur noch als „Hof des Parfums“ bezeichnet wurde. Zu dieser Zeit galt Baden als ungesund und da die Menschen sich monatelang nicht wuschen, stanken sie dementsprechend. Mit großen Mengen Parfum, Salben und Puder versuchten sie dem Gestank Herr zu werden. Zusätzlich wurde ein Gesetz erlassen, welches die Benutzung von Parfum sogar vorschrieb. Dies ging soweit, dass der Adel ihre Düfte täglich wechselte, um damit den eigenen Status hervorzuheben. Durch diesen exzessiven Einsatz florierte die Parfumindustrie in Grasse und damit gleichermaßen die Popularität der Hauptstadt der Düfte.
Die Straßen von Grasse
Noch heute sind traditionelle Parfumhäuser wie Galimard oder Molinard in Grasse ansässig und kreieren in ihren modernen Fabriken und Labors Parfums für die ganze Welt. Zwar sind die Blumenplantagen um Grasse herum seltener geworden, aber die Rohstofferzeugnisse der Stadt gelten noch immer als die besten der gesamten Parfumindustrie und werden weltweit exportiert.
Da die Stadt aus ihrer Industrie eine wahre Kunst gemacht hat, die auf Luxus und Qualität ausgerichtet ist, steht sie noch heute an der Spitze des weltweiten Wettbewerbs.
Die Parfumeurs-Kunst nimmt man wahr, wenn man eine Parfumerie besucht und während eines Workshops sein eigenes Parfum kreiert oder wenn man inmitten der Gässchen des historischen Zentrums spazieren geht.




Im Mittelalter war Grasse eine Stadtrepublik mit alter Gewerbetration; besonders das Gerberhandwerk. Als jedoch 1600 die Mode aufkam, verlegte man den Fokus hier auf die Destillation von Duftstoffen. Seit dem 17. Jahrhundert haben sich die Parfumeure aus Grasse auf die Extration von Blütensaft spezialisiert. Aus diesem Nebengewerbe wurde das Hauptgeschäft, welches es bis heute geblieben ist. Etwa 30 Parfumfabriken in und um Grasse verschicken Ihre Produkte in die ganze Welt.
Im Jahre 1747 gründete Jean de Galimard, Lord von Seranon, die Parfumerie in Grasse. Galimard war der Hoflieferant des Königs von Frankreich Louis XV. Es ist das drittälteste Parfumunternehmen der Welt und gehört mit x,x,x, und x zu den fünf größten Duftstoffherstellern.

